Frohe Weihnachten

Liebe Gersdorfer/Deutsch-Paulsdorfer, liebe Friedersdorfer!
In unfriedlicher Zeit die friedliche Weihnachtsbotschaft erfassen: Unmöglich. Und doch hat Paul Gerhardt in diesem so berührenden Weihnachtslied 1653, dessen erste drei Strophen, Sie hier abgedruckt sehen, das Unfassbare so schön eingefasst, sich ihm so zärtlich angenähert: „Ich steh an deiner Krippen hier. Oh, Jesu du mein Leben; ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben.“ Wir treten an die Krippe und beten dies Kind an, wie die Heiligen drei Könige, aber auch wie die armen Hirten. Machen wir uns innerlich auf und bereit zur Begegnung mit dem Krippenkind. Ich darf auch ablegen an der Krippe, nicht Gold, Weihrauch und Myrrhe, aber alles was mich belastet und wo ich denke, dass ich alles in der Hand habe: „Mein Geist, meine Seele, meinen Sinn, meinen Mut“. Denn mit einem Mal entdecke ich: Ich bin geachtet. Alles, was ich habe und bin, kommt nicht aus mir, sondern von Gott, der mich geschaffen und mir mein Leben geschenkt hat. „Ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben“.
Da ich noch nicht geboren war, da bist du mir geboren.“ Lange bevor ich zur Welt kam, lange bevor ich um Jesus wusste, ist er auch für mich in diese Welt gekommen, hat er auch mir seine Liebe geschenkt, hat er auch zu mir Ja gesagt. Dieses Ja gilt ohne Vorbedingung, ohne dass er eine Garantie dafür hätte, dass ich seine Liebe erwidere. Denn Gott hat uns nicht als seine Marionetten geschaffen, sondern als Menschen, die frei sind, sich für oder gegen ihn zu entscheiden. Gott wirbt um mich, möchte mich immer mehr für sich gewinnen.
„Ich lag in tiefster Todesnacht, du warest meine Sonne.“ Brüche und Verluste gehören zu den grundlegenden menschlichen Erfahrungen. Doch das Elend des 30jähringen Krieges, frühes Sterben lieber Verwandter, führte Paul Gerhardt nicht in die Gottesferne, sondern in die Gottesnähe. In der bitteren Erfahrung von Dunkel, Einsamkeit, Krankheit und Krieg war die Begegnung mit Christus für ihn wie eine Sonne und ein großer Trost. Ich wünsche Ihnen allen von Herzen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein Behütetsein durch unseren Gott im Jahre 2023 nach Christi Geburt.
Ihr Pfarrer Andreas Bertram